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#15/2024

Willkommen zu Agora - Bilddiskussion intensiv
Wir freuen uns, dass Du Dich intensiver mit diesem Foto auseinandersetzen möchtest.

Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos
- NICHT in dessen Bewertung -

~.~.~.~

Diese Leitfragen können Dir dabei helfen, in die Welt des AGORA-Fotos einzutauchen

1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)

~.~.~.~


Auf diese Weise erhältst Du die Möglichkeit, ein Foto eingehend zu erforschen und (möglicherweise) faszinierende und neue Aspekte zu entdecken, die Deine Fotografie auf ein neues Level heben können. Gleichzeitig erfahren die Bildautoren, welche anderen Interpretationen des Fotos existieren. Sie entdecken neue Blickwinkel und können so über ihr Foto und dessen Entstehung nachdenken.

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Kommentare 19

  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 11. Mai 2024, 6:46

    Frank Gürtler schreibt:
    “Hallo werte Fotofreunde,

    herzlichen Dank für eure Gedanken zum Bild.

    Das Foto ist schon etwas älter, besser, es stammt noch aus einer Einsendung zur Agora 2.0, welche dann für länger in die Pause gegangen ist.

    Wie ist es zu diesem Foto gekommen?

    Oft, wenn man irgendwo spazieren geht und überhaupt nicht nach Motiven sucht, hat man plötzlich eines.

    Auf der anderen Straßenseite sah ich das Schaufenster mit dieser Deko. Mir fiel auf, dass die Schaufensterpuppen sehr schlicht und unspektakulär dunkelblau gekleidet waren und vor einem gleichmäßig gefaltetem fliederfarbenem Hintergrund standen. Einzig die glitzernde Applikation der linken Figur war das Hervorstechende in der Szenerie. Das Schaufenster war nicht so groß, auch die Bühne der zwei Protagonisten eher klein gehalten. Dafür war das Glas gewaltig schmutzig was der unmittelbaren Straßennähe geschuldet war.

    Nach einer Zeit der Betrachtung, sah ich dem bewölkten Himmel über den Köpfen und so wie die zwei sich da gegenüber stehen, hatte ich plötzlich Bilder aus einem irgendwann gesehenem Science-Fiction-Film im Kopf. Die geschlossenen Augen, die Körperhaltung und der Himmel weckten in mir Erinnerungen an den Film, in dem es einigen Handelnden vorbehalten war, sich telepathisch verständigen zu können.

    Daher auch der Bildtitel „Telepathisch“

    Die Positionierung des Himmels war ein wenig kompliziert, da ich nicht sehr groß gewachsen bin. Herausgekommen ist dann dieses Resultat, was ich ohne viel Veränderung nur noch in monochrom umgewandelt habe.

    Im Foto sind noch, wie viele von euch entdeckt, eine Grünanlage vis-á-vis, ein schnell fahrendes Auto und eine als fast dunkler Schatten durchs Bild laufende Dame mit einem Einkaufsrolli.

    So weit so gut, ich bin leider nicht so der „Schreiber“ und ich besitze leider auch keine so feine philosophischen Fähigkeiten wie ihr, derer hier unter dem Bild angemerkt habt.

    Mich hat gefreut, viele meiner Gedankengänge aus dem Foto bei euch wiedergefunden zu haben.

    Ich wünsche euch allen viele tolle Motive,
    und verbleibe mit freundlichen Grüßen
    Frank Gürtler”
  • Bernadette O. 10. Mai 2024, 21:31

    Eine ernste Situation hier - so kommt mir das entgegen. Die starren Gesichter, die "Blicke" in sich gekehrt. Die beiden haben sich nichts zu sagen. Es ist frostig und still, totenstill. Die schwarzen Kleider, die steifen, hohen Kragen, sie machen Totenstimmung.
    Die Stille könnte aber auch Stille vor dem Sturm sein. Da braut sich etwas zusammen, der Himmel sieht aus, als ob gleich ein Gewitter losdonnern könnte. Sturm liegt in der Luft. Und dann diese Schattenhand, die den einen zu packen scheint ...
    Für mein Gefühl kündigt das Bild ein Drama an, im Moment noch verborgen unter reglosen Masken, unter steifer kontrollierter Haltung. Aber der Vorhang könnte sich öffnen. Es scheint bedrohlich, was dann geschieht ...
  • Eva B. 8. Mai 2024, 7:45

    Mit dem Kopf in den Wolken, klingt so leicht, eigentlich. Aber das Bild hat wenig leichtes an sich. Es ist unheimlich, ein wenig. Düster. Zwei Schaufensterpuppen in dunkler Kleidung. Hohe Kragen. Etwas vampirisch, vielleicht ein Gothikladen. Ein streifiger Hintergrund, wohl ein Vorhang. Die obere Hälfte dann gespiegelte Wolken, rechts gespiegelt Bäume oder Büsche, vielleicht ein Auto. Zudem ist da noch fiese Spiegelung, die aussieht wie eine riesige Hand, die die rechte Schaufensterpuppe zu umgreifen scheint. Das alles sieht schon sehr cool aus. Auf mich wirkt es ein wenig wie eine Szene aus einem alten Film, der die Zukunft zeigen soll.
  • Theo Tropfen 7. Mai 2024, 22:37

    Wie schon @wittebuxe so passend schrieb, ein surreales Bild. 2 dunkle Figuren, Wolken, offensichtliche Reflexionen an einer Schaufensterscheibe. Was haben die 2 zu bereden und können die das überhaupt? Wir wissen es nicht, und das ist auch gut so! So kann man noch länger darüber philosophieren, am besten mit gleicgesinnten Fotofreunden. Die tiefen in den "Models" hätte ich mir einen ticken heller gewünscht um noch etwas Textur in den Kleidern zu erkennen.
  • NikoVS 7. Mai 2024, 18:04

    West End Girls. Endlich ein Treffen. Zum Shoppen und Schnacken. Wie das wir Frauen halt so machen. Wir trafen uns auf dem Nobel-Boulevard. Auf der Suche nach Taschen und modischen Fetzen. Dann das Schaufenster. Wir sahen uns nur an. Noch schnell in den Taschenladen. Dann einen Espresso. Die Themen waren anders. Komisch - übers Gendern und die Geschlechter hatten wir uns so noch nie unterhalten. Gar nicht unsers. Dieses Schaufenster - diese Puppen. Gedanken und Gespräche können komisch sein. Fast schon fotogen. Diese West End Girls.
  • Matthias von Schramm 7. Mai 2024, 17:20

    Anschnitte, Linien, Spiegelungen, Schattierungen und Formen. Rechts ein auffälliges Dreieck - vielleicht ein Busch oder Baum. Schaufensterpuppen androgyn bis männlich, Perückenfrei. Der Schädel links von der Puppe über den Augen abgeschnitten. Dünnes Schwarzweißes Passepartout einer monochromen Aufnahme. Im Spiegel dunkle Wolken, im Schaufenster Vorhangfalten. Der Ausblick rechts erinnert mich sofort an einen Ort am Hafen in Hamburg. Ein Platz von dem man an Pflanzen vorbei auf die Kräne der Werften schaut. Nur ist hier kein Hafen zu sehen. Aber ein flüchtiger Eindruck, weil ich gestern dort grade war.

    Die Kontraste sind hart, aber gut ausbelichtet, nachbearbeitet, arrangiert. Erinnern an Schattierungen eines monochromen Sensors oder eben an eine geschickte Nachbearbeitung. Lediglich die Wolken wirken etwas verschwommen und sehr gewaltig. Sie wirken wie eine konfuse Bedrohung. Das Bild lässt mich nicht rätseln ob der Aufnahmetechnik und ob des Bildaufbaus. Es lässt mich aber rätseln, ob hier die Elemente wirklich miteinander korrespondieren, bzw. ob sie es überhaupt sollen!? Es erinnert mich an eine Phase, wo ich auf Film Doppelbelichtungen interessant fand. Zunächst durch Zufall und dann immer geplanter. Aber eine Mehrfachbelichtung vermute ich hier nicht, vielleicht aber ein digitaler SoftwareBurst - mehrere Dateien aufeinander gelegt um von irgendwas mehr zu haben, was sonst so nicht da ist. Bleibt aber reine Spekulation von mir.

    Die Bekleidung der Puppen lässt mich an einen gewissen modischen Anspruch des Geschäftes glauben. Durch die Musterung an der vorderen Figur assoziiere ich quasi aus dem Bauch heraus eine gewisse Hochwertigkeit der Ware.
  • Clara Hase 7. Mai 2024, 14:27

    Ich sehe ein Dreieck, das sich verjüngt nach rechts mit dunklem Wolkenhimmel. Zudem ein Schaufenster mit Puppen. Diese tragen hochgeschlossene schwarze Bekleidung. Ein Gesicht von vorn mit nachdenklicher glatter Fassade. Das Gegenüber mit einer Art Schärpe um den Leib geschlungen wirkt von der Seite her etwas demütig. Auch Augen geschlossen.
    Hinter den Figuren ist der Fall einer Schaufensterabdeckung in Falten. Das spiegelt nun wiederum noch vom Außen, einen Hausfirst, Bäume und evtl eine Bank vor dem Schaufenster.
    Durch den Himmel, die Mimiken, das schwarz-weiße - ich könnte an ein Bestattungsinstitut denken - oder zumindest für Bekleidung der Bediensteten.
    Ein Zopf einer weiblichen Person spiegelt sich auch noch im Glas. Ansicht und Durchsicht sozusagen.
  • wittebuxe 7. Mai 2024, 0:11

    Ein surreales Bild. Hauptdarsteller sind zwei Schaufensterpuppen. Sie stehen einander zugewandt, die rechte Figur fast frontal zur Kamera, die linke dem Gegenüber nach rechts leicht abgewandt, ihr Profil zeigt einen edlen Kopf. Sie schauen einander vorbei.

    Die Gesichter sind wie versteinert, abweisend, kontrolliert, fast hochmütig, die Münder geschlossen, die Augen modelliert, aber blicklos - wie bei den Statuen der alten Griechen, also unbemalt.

    Welche Art von Kleidung sie bewerben, ist schlecht zu sehen - sie ist schwarz, schlank geschnitten, die Arme fehlen, die Ärmel sind auf den Rücken gesteckt. Die Kragen stehen hoch am Kinn, schmucklos - bis auf eine Bordüre um die linke Gestalt, sie umschließt Aufschläge und Hüfte, spielerisch, glänzend wie von Gold oder silberfarben. Man ahnt eine offenstehende Jacke, jedenfalls teilweise. Sieht einen offenstehenden Kragen, leger. Die Puppe könnte möglicherweise eine Frau darstellen, obwohl keinerlei Anatomie darauf hinweist.

    Im Rücken der beiden ist ein faltenreicher Vorhang zu sehen, schwer, von ganz oben bis nach unten und ganz von links nach rechts.

    Die Betrachtung wird erschwert durch eine Wolkenspiegelung, die dynamisch mit viel Kontrast den oberen Teil des Fotos bedeckt, also Wolken, Figuren, Vorhang - in der Reihenfolge. Mir scheint überdies, als sei ein Teil dessen gestempelt zu sein.

    Am ehesten käme mir eine Szene zu einem Science-Fiction-Film in den Sinn, sicher wegen der abweisenden, bestimmten Körpersprache der Protagonisten, die beide gleichberechtigt über das Schicksal von Planetenbewohnern oder den Angriff auf den Feind befehlen. Die beiden sind von unten derart auf Film gebannt, dass ihre Köpfe halb im Wolkenbild verschwinden.

    Wenn es nicht so abgelutscht klänge, würde ich dem Fotografen zurufen: Gut gesehen, mein Lieber :-))
  • Per Anhalter 42 6. Mai 2024, 20:16

    Schwarz-weiß, hoher Kontrast - das ist das erste, was man sieht, bevor man in das Bild eintaucht, eintauchen kann, es versucht, selbst in den Augen ein wenig heller zu machen und besser zu sehen. Ein Bild wie die Dämmerung, wie die jeden Moment hereinbrechende völlige Dunkelheit, die die beiden Puppen aber nicht verschlingen kann, weil ihre Köpfe auch mit dem kleinsten Restlicht erkennbar bleiben werden.

    Zwei Puppen, dunkel bekleidet, vor einem Vorhang. Eine Spiegelung - denn sonst könnten wir nicht die Wolken, ein Haus(?) und einen Ansatz von Begrünung sehen. Irgendwie will mir der Ort nicht richtig in den Kopf - bei Schaufenster erwarte ich nicht die Spiegelung einer irgendwie ländlichen Szene, sondern Häuser, Straßen. Das Bild bricht also mit meinen Erwartungen - noch was, dass ich mag.

    Die reflektierenden Wolken legen sich bilddiagonal über die Köpfe ... "Kopf in den Wolken, die Füße in Beton" ... oder besser hinter Glas. Die beiden Puppen stehen ernst zueinander. Es wirkt wie ein Gespräch über die Frage, wohin man gehen könnte oder aber, wo man herkommt. Hier kommt die gespiegelte Außenwelt ins Spiel, die zum Thema des stillen und starren Dialogs zu werden scheint. 

    Emotional passiert viel bei mir, wenn ich dieses still und in sich gefangene Gespräch betrachte. Es scheint wie ein Kammerspiel, der Auftritt auf einer Bühne, zu der sich der Vorhang im Hintergrund geschlossen hat. Es gibt kein Zurück - das Gespräch muss geführt werden, auch wenn beide erstarren. Die Puppen scheinen mir plötzlich menschlich. Wer hat das nicht schon gesehen, dass Menschen so zueinander und so gegeneinander stehen, die Köpfe voller Watte, in dem die eigene Meinung tobt, kein offenes Ohr, für das, was der andere sagen könnte oder möchte. Sie sind gefangen... sie können nicht gehen. Etwas trennt sie in diesem Zustand von der Welt, von der klaren Sicht. Für mich ein Beziehungsbild. 

    Die Botschaft: Nicht jeder, der auf einen anderen zugeht (denn das scheinen sie zu tun), ist auch wirklich bereit, zu reden. 

    Ich glaube, wenn ich morgen nochmal hinschaue, fällt mir noch mehr ein. Ich mag's.
  • Gerhard Körsgen 6. Mai 2024, 14:53

    Tiefe dominante Schwärzen.
    Dunkel-schwerer, unheilsdräuender Himmel.
    Geschlossene Augen, Innerlichkeit.
    Gefühle hermetisch verschlossen.
    ...
    In diesem Durchblick und gleichzeitiger Spiegelung einer Schaufensterscheibe
    erkennt man zwei Schaufensterpuppen die auf mich so wirken als würden sie
    eine Art Sakralmode bewerben. Die Détails der Bekleidung ´treten aber in den
    Hintergrund da die Aufnahme sehr dunkel gehalten ist und sich somit ausser der
    Anmutung als Silhouetten kaum weitere Nuancen erkennen lassen, lediglich ein
    helles Muster in der Bekleidung der linken Figur.
    Die Köpfe der Figuren sind zumindest anteilig in den helleren Teilen des Himmels
    was im Zusammenspiel mit deren geschlossenen Augen und den sehr grafisch betonenden Streifen des Schaufensterdekorationshintergrunds eine elegische und entrückte Stimmung bewirkt.
    Man könnte das zu sehende als ein "Auffahren in den Himmel" verstehen, wobei es
    sich nicht zwangsläufig so ergeben müsste, die stilisierende Dunkeltonigkeit und die suggestive Perspektive die für den Bildausschnitt gewählt wurden sowie überhaupt die Wahl von Schwarzweiss als darstellendes Medium bewirken bei mir den Eindruck dass nicht lediglich neutral dokumentiert werden sollte sondern eine gewisse Aussage intendiert war.
    Kein reines "Sehen und Zeigen" sondern ein "Sehen und Interpretieren" und darin
    dann auch ein "eine Aussage geben wollen".
    Man könnte es noch weiter spinnen und die weiße Wolke die neben dem Kopf der rechten Puppe schwebt als eine Art "spirituelle Kraft" deuten die diese beiden Figuren
    beeinflußt, aber das ist faktisch nicht belegbar und entspringt lediglich dem Gefühl welches das Zusammenspiel aller Bildelemente bei mir auslöst, "Assoziation".
    ...
    Einerseits gefällt mir das zu Sehende in seiner Gestaltung, andererseits fühle ich
    mich gerade aufgrund dieser Gestaltung auch ein wenig "manipuliert". Ich hätte gerne
    mehr Détails der Bekleidung wahrnehmen können und bevorzuge für mich eher Darstellungen die kein "Geheimnis" vor sich her tragen" sondern solche in denen alles offensichtlich ist, eigentlich, in denen man dann aber auf das Geheimnis stößt welches man selbst in sich trägt.
    Mehr Sein als Scheinen.
    Hier scheint es mir andersrum.
    Aber auch das: Reine persönliche Assoziation die natürlich keinerlei Allgemeingültigkeit
    hat, die ich dennoch mal in den Diskussionsraum werfen möchte, ich könnte mir vorstellen dass da viel ganz unterschiedliches zusammen kommt weil andere anders sind als ich ;-)
  • _visual_notes_ 6. Mai 2024, 14:09

    Priester*Innen war auch meine spontane Assoziation. Ich gendere selten, schon gar nicht mit Sternchen und/oder Binnen-i, aber hier doch, aus folgendem Grund: sehe ich die Figuren, würde ich auf Frauen tippen, aber die Gesichter erscheinen mir männlich. Die linke Person sieht "jung und edel" aus, die rechte Person "alt", mit hängenden Wangen.

    Beide Personen sehen "vornehm", "wohlhabend", "gebildet", "kontrolliert" aus, mit wenig Mimik und noch weniger Gestik. "Kontrolliert" vielleicht im Sinne von Selbstkontrolle / Askese, vielleicht auch im Sinne von Fremdkontrolle / Roboter / Cyborgs / Funktionäre eines dystopischen Systems.

    Was mich stört: das Rauschen / Filmkorn in den stark überdramatisierten Wolken. Der Himmel sieht so aus wie im berühmten Buch "Genesis" von Sebastião Salgado, der um die ganze Welt geflogen ist und angeblich Gottes wundersame Schöpfung fotografiert hat, aber durch den immer viel zu dramatischen Himmel sieht es nicht aus wie - um bei den biblischen Büchern zu bleiben - "Genesis", sondern wie "Apokalypse" / "Armageddon".

    Hier passt der Himmel durchaus zur allgemeinen Stimmung, aber das Rauschen / Filmkorn gibt diesem Teil des Bildes eine Textur, die die anderen Bildteile, speziell die schwarzen Figuren nicht haben. Das irritiert mich, weil man Rauschen vor allem in den dunkeln Teilen sehen würde, bzw. die Textur des Filmkorns im gesamten Bild.

    Emotional löst das Bild bei mir nichts aus. Es ist ein schönes Spiel mit Ebenen und einer eventuell im Kopf des Betrachters provozierten imaginären Geschichte. Vielleicht eine Dystopie von Fritz Lang, Orson Welles, Expressionismus. Film Noir.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das bisschen Natur im Hintergrund positiv als Kontrapunkt / Gegenutopie sehen soll, oder ob es nicht vorteilhafter wäre, das wegzuschneiden, um eine Welt zu zeigen, die wirklich durch und durch dystopisch ist.

    Wo wir gerade beim Schneiden sind: wegen der Assoziation zum Film Noir wäre in meinen Augen statt des 4:3- / Super-8-Formats ein Kino-Breitbildformat 1,85:1 oder sogar anamorph 2,35:1 vorteilhaft, aufgrund unserer Sehgewohnheiten: Kino ist immer panoramisch.
    • Gerhard Körsgen 6. Mai 2024, 15:25

      Viele gute Gedanken und da musste ich erstmal googeln was "anamorph" ist.
      Schnittvorschläge interessieren mich ja immer.
      Der anamorphe Ansatz würde die dominanten gen Himmel strebenden Linien sozusagen etwas "verwidescreenen" wenn ich das richtig verstehe und mal verdenglischen darf.
      Ja, könnte ich mir gut vorstellen, nur vielleicht "etwas viel gewollt" hier, ich glaube nicht dass der die Bildautor/in sich hier ansatzweise über "sowas" Gedanken gemacht hat. Ich bin da eher am dunklen, innerlichen, sicherlich auch etwas spekulativen allgemeinen Look.
  • framebyframe 6. Mai 2024, 11:47

    Ist dies das Cover des unveröffentlichen schwarzen Albums von Kraftwerk? Zwei isolierte Schaufensterpuppen in schwarzer hochgeschlossener Kleidung. Eine Art Gürtel umschliesst die Taille der vorderen Figur, wobei der Gürtel einen sonderbaren Weg um den Körper nimmt. Vermutlich handelt es sich um ein Schaufenster, in dem die Figuren ohne erkennbaren Bezug zueinander aufgestellt wurden. Ein Vorhang verdeckt einen aufschlussreicheren Blick nach hinten. Jemand wusste auch nicht wirklich was mit dem Ensemble anzufangen; interessant schien es jedoch, um ein Foto zu machen. Wolken spiegeln sich eher düster auf der Scheibe. Bäume sind auch zu erkennen. Geringe Kontraste verhindern eine Tiefenwirkung. Der Kopf  der vorderen Figur verliert sich in den Wolken. Das lässt eventuell darauf schliessen, dass sich in dem Laden Interessengruppen für Vorgänge nach dem Leben umtun.
  • N. Nescio 6. Mai 2024, 10:28

    Ein weißer Rahmen für ein dunkles sw- Bild auf der schwarzen Wand. 
    Sicht durch eine ausLagenscheibe mit Spiegelung.
    Zwei schwarz bekleidete Puppen mit undeutlich erkennbarer Körperform. Kleidung unterbelichtet, sodass keine kleiderstruktur erkennbar, die linke Puppe hat ein gemustertes band um den Kittel geschlungen. Kittel mit hohen Krägen.
     Gut durchgezeichnete, aufs kleidergestell aufgesteckte Köpfe. Der linke mit kurzhaarfrisur, der rechte kahl.

    Hinter den Puppen eine mittelgraue gewellte Wand oder dichter Vorhang.
    Eine scheibenspiegekung überlagert das ganze Bild,  nur auf den schwarzen Kitteln ist keine gespiegelt Struktur sichtbar. Quasi hinter den Kitteln dürfte gegenüber sich ein großes dunkles Gebäude - nicht richtig erkennbar - spiegeln.
     oben, auch auf den Köpfen und im rechten Bildteil helle himmelwolkenspiegelung.
    Der rechte Teil der Spiegelung zeigt rechts eine kniehohe couchartige Struktur ala betonringstruktur. Dahinter ein Baum. Vorne schemenhaft etwas Fahrradhelmähnliches, das auf etwas zaunpfahlähnlichem hängt.

    Sehr undurchsichtiges Foto. Möglicherweise PriesterInnen - und trauerkleidungsgeschäft vor kriegerdenkmalshelm samt Friedhof.

    Mehr kann ich nicht erkennen. Ich verbinde ein Kirchen-friedhofsgefühl samt bizarrer Mode mit diesem Bild.
    Weniger Doku, eher gefühlsausdruckskomposition mit Grab-und weihwassergeruch.

    Danke fürs zeigen und Zähne ausbeißen bei der Interpretation.
    • N. Nescio 6. Mai 2024, 21:02

      ha, jetzt am pc geschaut: der schatten hinter der rechten figur inclusive helm könnte eine spiegelung des behuteten fotografen beim fotografieren sein. der zaunpfahl scheint mir nun eine stature auf einem sockel zu sein.